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Das Ferienhäuschen

Jerusalem

Rom


Das Ferienhäuschen

(Triolett)

Meine geliebte Klause,
vergessen ist mein Leiden,
ich komme nach Hause.
Meine geliebte Klause,
ohne Strom und Brause,
wie bin ich zu beneiden!
Meine geliebte Klause,
vergessen ist mein Leiden.

Endlich ist Stille,
hier darf ich träumen.
Freundlich schweigt die Grille;
endlich ist Stille,
Lob sei des Schöpfers Wille!
Geborgen hinter Zaun und Bäumen:
Endlich ist Stille,
hier darf ich träumen.

Werner Stoll (1985)

 

Jerusalem

Jerusalem, von so vielen beweint,
du heilige Stadt hienieden,
dich betrauern zwar alle vereint,
doch findest du nie deinen Frieden!

Deine Feinde haben dich überrannt,
weil - wie die Christen erwähnen -
den Erlöser du habest verkannt,
o Jerusalem, du Stadt vieler Tränen!

Juden an den westlichen Mauern
klagen, daß ihr Tempel zerstört;
Moslems im Felsendom trauern,
dem Schönsten, was ihnen gehört.

Durch die Via Dolorosa wandeln
Christen mit frommem Sinn,
gestört von Arabern, die handeln -
die Andacht ist alsbald dahin!

In Kirchen und Kapellen zu gehen,
das war der Pilgerschar Ziel;
doch Kitsch und Flitter zu sehen,
das ist für gar manchen zuviel.

Panzer sichern drohend den Frieden,
errungen mit tausend Tränen;
wäre doch Yad Va'shem unterblieben,
es will Unrecht auf ewig erwähnen.

Volk Davids, wann endet dein Weinen?
Sieh der Germanen restliches Land!
Gleicht dieses Schicksal nicht dem deinen?
Auch Deutsche weinen - so reicht euch die Hand!

Werner Stoll (1987)

 

Rom

Rom, des alten Weltreichs strahlender Stern,
Ewige Stadt, der Künstler Traum,
von allen bewundert aus nah und fern,
vergessend die Begriffe Zeit und Raum.

In Germanien Künstler zu werden,
das konnte niemand mehr glauben;
Rom wurde zur Kunststadt auf Erden -
doch Napoleon verstand eifrig zu rauben!

Deutsche Maler fanden nun, was sie nicht hatten:
Raffael, Michelangelo nebst südlichen Bäumen;
sie stellten sich ganz in deren Schatten -
um ihr Leben dort zu verträumen.

Auch Dichter-Fürst Goethe begann zu schwärmen
und verkannte die deutschen Maler;
Caspar David Friedrich wollte sich nicht erwärmen,
blieb daheim - und hinterließ keinen Taler.

Hauptstadt Italiens, dein sind der Papst und die Kunst, Sankt Peter, das Pantheon (der Götter Bau);
Unzählige buhlen um deine Gunst,
doch Raffael überstrahlt selbst des Himmels Blau!

Nur Götter konnten Überirdisches erzeugen
und haben dabei den Geist ausgehaucht;
nicht kann ich mich vor den Nachfolgern beugen,
ihre Substanz scheint mir ziemlich verbraucht.

Ich habe Roms Wunder betrachtet,
mit der Achtung, die ihnen gebührt,
doch nie Deutschlands Künstler verachtet,
die allein mich bis hierher geführt.

Werner Stoll (1988)